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Am seidenen Faden – Wie ich voller Ehrfurcht auf vier Jahre Berufserfahrung blicke und warum ich mein Leben nicht mehr abhängig von anderen mache

Blick-nach-vorne

Nachdem ich zuerst mit dem Gedanken gespielt habe, nur einen kleinen zum Nachdenken anregenden Beitrag zu veröffentlichen, habe ich nach reiflicher Überlegung nun doch einen ganzen Blogartikel daraus gemacht, schlichtweg aus dem Grund, weil es einfach zu viel zu erzählen gibt. Wer mich kennt, der glaubt das sofort. Ich schweife hin und wieder gerne ab, sinniere vor mich hin oder lasse mich zum Philosophieren verleiten. Nimm dir also bitte genügend Zeit.

In diesem Zuge habe ich mir die wichtige Frage gestellt: Passt so etwas eigentlich auf meinen Business-Blog? Geht das vielleicht total in die Hose? Oder „Was hat den denn da geritten, dass er sich so etwas herausnimmt?“ Die Antwort: Was spricht dagegen über meine Ansichten zu reden? Es zeigt letztendlich wer ich bin, wie ich fühle und wie ich alltäglichen Lebensfragen gegenüberstehe, ob nun mit Recht oder Unrecht! (Btw, es könnte ja sogar sein, dass es vielen anderen da draußen vielleicht genauso geht) 😉

 

Was erwartet dich?

Ich will euch an der Stelle vorwarnen, dass es in dem ersten Teil doch eher politisch zugeht. Es sind kontroverse Themen dabei, es geht kreuz und quer. Ich möchte hier nichts ausschlachten oder jemanden angreifen. das Wiedergegebene spiegelt nur meine eigene Wahrnehmung in Kombination mit meinen Erfahrungen, basierend auf meinen Werten, wieder. Ihr könnt euch denken, dass es hierbei viel Spielraum für Diskussionen gibt und nicht jeder sich darin wiederfinden wird.

Ich möchte danach auf meine größten Learnings eingehen, und zwar resultierend aus vier Jahren voller Höhen und Tiefen – Beendigung Studienzeit, Umzug nach Stuttgart, Job-Hopping zwischen Frankfurt und Wolfsburg und alle anderen Life-Struggles. Zu guter Letzt spielt natürlich auch der Entwicklungsprozess im Rahmen der Selbständigkeit eine tragende Rolle.  Das alles erfahrt ihr dann im nächsten Artikel.

 

Auf der Suche nach Wahrheit: Lebe ich für die Arbeit oder arbeite ich, um zu leben?

Den initialen Anstoß für das Schreiben eines solchen Blogartikels hat mir eigentlich dieser Spiegel-Kommentar geliefert. Genau, „Über Geld spricht man nicht!“ – Nein, ich finde das Gegenteil sollte der Fall sein. Also Karten auf den Tisch. Geld sagt man ja bekanntlich nach, dass es nicht glücklich macht. Stimme ich im ersten Moment persönlich voll und ganz zu. Aber irgendwo hakts ja schon, wie der Kommentar uns offenbart. Mir kann keiner erzählen, dass Geld einem nicht wichtig sei. Das richtige Maß und so viel, dass wir uns damit unseren Lebensstandard sichern können. Mehr geht bekanntlich immer. Aber brauchts das? Ich würde behaupten, dass ein Single erfahrungsgemäß mit ca. 1.300-1.500 Euro netto im Monat, je nach Wohnlage, gerade so auskommen sollte (Miete, Verpflegung, Mobilität, Versicherungen, Freizeit). Die hohen Sprünge sind da mit Sicherheit nicht möglich. Ein Vermögen aufbauen? Eventuell eine Immobilie finanzieren? Hm, eher eine utopische Vorstellung.

Ich komme gerne nur mit dem aus, was ich tatsächlich brauche, strebe bisweilen nicht nach dem Konsum, der von uns eigentlich verlangt wird. Wie und warum auch. Mein Einstiegsgehalt lag knapp über dem erwähnten Gehaltsgefüge. Nach drei Jahren Vollzeit-Beschäftigung war es doch etwas mehr, sodass man sich mehr zur Seite legen konnte, wenn man sparsam mit seinem Geld umgeht. Ein Vermögen aufbauen? Immer noch undenkbar. Die Frage, die sich mir allerdings eher stellt: Was muss man für ein höheres Gehalt abgeben und wie sehr möchte man sich für ein paar Mark mehr im Geldbeutel aufopfern? Bei mir waren es so Themen wie unbezahlte Überstunden, hoher Workload, Selbstoptimierung, Effizienzdruck, stille Verantwortung und vieles vieles mehr. Tausche Geld gegen Zeit, oder wie war das nochmal? Klar, jeder entscheidet für sich selbst. Jedoch hatte das keinesfalls mit einer ausgewogenen Work-Life-Balance zu tun. Arbeitgeber punkten heute mit zahlreichen Benefits. Schön und gut, aber wenn wir mal ehrlich sind, passen Anforderungen und Belohnung zu dem was einem in dem „abwechslungsreichen“ Job-Profil so schmackhaft gemacht wird meist nicht zusammen (natürlich abhängig je nach Branche, ob mit oder ohne Tarifvertrag etc.). Zumindest erging es mir in weiten Teilen so. 

„Wenn etwas die Balance verloren hat, dann doch wohl unser Wirtschaften, wo Arbeit so gestaltet ist, dass sie nur mit entsprechendem Gegengewicht erträglich wird. Lasst uns also nicht nach mehr Work-Life-Balance streben, sondern nach nach einer lebenswerten Arbeitswelt, in der Menschen ihr ganzes Potential zur Entfaltung bringen können anstatt nur Humanresource zu sein. Lasst uns die verschiedenen Lebensbereiche unterscheiden ohne zu trennen.“ (Dr. Marcus Raitner; Link zur Quelle)

In meiner Idealvorstellung sollten diejenigen belohnt werden, die ihren Allerwertesten hochbekommen, sich vorbildlich verhalten und ehrgeizig sind. Mittlerweile fällt es mir allerdings schwer daran zu glauben, mit dieser Haltung dort zu landen, wo man sich zu wünschen sieht oder wo man realistisch betrachtet eigentlich hingehört. Das Problem: Der Zugang bleibt verwehrt, trotz guten Bildungsstands, praxistauglicher Qualifikation und hoher Motivation. Nochmal, mir geht es nicht darum, elitäre Forderungen aufzustellen geschweige denn den Hals nicht voll genug zu bekommen, sondern nur das Mindeste einfordere, was auf die Bedürfnisse der Menschen einzahlt und am Ende JEDEM gerecht wird.

Schlimm finde ich die Tatsache, dass es für top ausgebildete Menschen in einem hart umkämpften Arbeitnehmermarkt immer schwieriger wird an einen Job zu kommen (ich war/bin teilweise echt deprimiert und ziemlich sauer über das Thema Bewerbungen), d.h. finde heute erstmal ein Unternehmen, wo du eine realistische Chance hättest, persönlich überzeugen zu dürfen. Und wenn, dann musst man damit rechnen, dass die Entlohnung alles andere als gerecht ist. Von wegen Jobwunder Deutschland. Und damit soll man seinen (familiären) Lebensunterhalt bestreiten und mal so nebenbei fürs Alter vorsorgen (bei utopischen Immobilienpreisen wohlgemerkt oder niedrigverzinsten Anlageprodukten). Auf die gesetzliche Rente zu verlassen ist, gemessen an dem was man über die Jahre hinweg einzahlt, nicht unbedingt das Pferd auf das man setzen sollte. Das ist keine Grundlage, um sich eine Existenz aufzubauen und ein Leben im Einklang mit Familie und Beruf zu führen.

„In der Wirtschaft äußert sich die Dysfunktionalität des aktuellen Konzeptes so, dass in den Führungsriegen aller Branchen überproportional oft Menschen zu finden sind, die sich zum einen phänotypisch sehr ähnlich sind und zum anderem einem ähnlichen Lebensstil nachgehen. Diejenigen, die davon abweichen, passen entweder nicht zur Monokultur der Unternehmen, oder sie können gerade nicht, weil niemand sonst ihr Kind von der Schule abholen oder ihren Vater füttern würde. Selbst wenn alle das Talent für eine Karriere hätten, haben die wenigsten eine realistische Chance darauf – solange sie Pflege, Wärme und Liebe nicht auslagern wollen.“ (Teresa Bücker; Link zur Quelle)

Jetzt mal Tacheles: wenn ich keine Rücklagen hätte, würde ich als junger Mensch (Hm, zähle ich mit 31 Jahren überhaupt noch zu den jungen Menschen? :-P) mit dem Rücken zur Wand stehen – trotz einiger Jahre Praxiserfahrung, ob neben oder nach dem Studium. Das ist schlichtweg deprimierend. Da bleibt nicht viel Handlungsspielraum und man fragt sich dann schon gelegentlich, ob man irgendetwas falsch gemacht hat, zweifelt hin und wieder auch an seinen Fähigkeiten. Kein Wunder, dass sich da Existenzängste auftun, wo eigentlich gar kein Grund dazu wäre. 

Als ich im Herbst 2016 meinen Master-Abschluss in der Tasche hatte (was mich im Übrigen nicht automatisch zu einem besseren oder klügeren Menschen macht, just sayin‘), machte ich mich voller Tatendrang auf mit dem Ziel einen ordentlichen Job mit Perspektive zu ergattern. Ich dachte, dass mir mit dem Abschluss des Studiums viele Türen offen stehen und der Weg ins Glück nur noch eine Formsache ist. Pustekuchen. Mein Anspruchsdenken war wohl zu hoch angesetzt. Ich hatte wahrlich keine Über-Erwartungen, aber das was ich seither erlebt habe, hat mich auf ganzer Linie enttäuscht und hinkt meinen Erwartungen massiv hinterher. Schade, aber lehrreich zugleich. Die Situation für erfolgreiche Absolventen oder motivierte Berufseinsteiger könnte aufgrund mangelnder Chancen oder nicht-vorhandener Alternativen nicht schwieriger sein. Die Corona-Krise verschärft das m. A. n. noch. Derweil muss ich gestehen, dass ich diejenigen umso mehr beneide, die das richtige für sich schon gefunden haben oder sich solchen Fragen erst gar nicht stellen müssen. 

 

Die deutsche Mentalität auf dem Prüfstand – Leben und leben lassen.

Ich finde, dass wir in Deutschland – trotz unseres Wohlstands und unserem Standing – zu sehr die Augen verschließen. Die globalen Beschleuniger machen keinen Halt vor uns und die Entwicklungen rauschen wie im Flug an uns vorbei. Wir schauen dabei zu, weil wir gut darin sind uns in puncto Sicherheit konditioniert haben zu lassen. Wir schwelgen förmlich darin. „So haben wir das schon immer gemacht“, lautet der wohl zutreffenste Satz. Viel zu oft lassen wir uns an der Nase herumführen und uns von anderen blenden. Mit Ehrlichkeit kommt man hierzulande nicht weit. Das entspricht nicht meinem Naturell. Es geht schließlich nur noch ums Funktionieren, und zwar auf Kosten von anderen. Man selbst ist der Gefahr ausgesetzt auf der Strecke zu bleiben. Wer aus der Reihe tanzt oder den Mund aufmacht, hat gleich einen an der Klatsche, ist ein typischer Nörgler oder weiß sowieso alles besser.

Wir leben aus der Bequemlichkeit heraus, vielmehr aus der wohlwollenden Substanz einer enorm ausgeprägten Neid- und Leistungsgesellschaft. Im Jammern und Meckern sind wir Weltmeister, das ist ja nichts Neues (vielleicht mache ich heute nichts anderes, aber ich würde es eher als Kritik bezeichnen ;)). Die Gesellschaft ist gespalten. Fake-News, AfD & Co. tragen bedauerlicherweise ihr Übriges dazu bei. Kehren wir doch lieber mal zur Wahrheit zurück.

Zur Abwechslung auch mal was positives: Ich finde in der Corona-Krise hat unser Land vorbildlich gehandelt und hervorragend reagiert. Keine Frage, wir können uns mit dem Status Quo sicherlich glücklich schätzen, hier in einem so sicheren und stabilen Land leben zu dürfen. Wir sind hier gut aufgehoben und im Idealfall sozial so gut abgesichert, dass den meisten von uns nicht viel passieren kann. Das ist nicht selbstverständlich.

Die anhaltende Krise ändert allerdings nichts an der vorherrschenden Haltung und Denkweise. Wenn es um Mut und Risiko geht, stoßen wir an unsere Grenzen und bekommen es vieler Orts mit der „German Angst“ zu tun. Was mich an den meisten Debatten aber stört ist, dass um den heißen Brei geredet wird und man oftmals dazu neigt, an dem Argument festzuhalten, dass Deutschland in vielem Spitzenreiter sei (Steuersystem lässt grüßen). Das mag für einige Branchen, politische Instrumentarien etc. (noch) zutreffen, bleibt der Allgemeinheit aber meist doch verwehrt. Und wenn es zum entscheiden Punkt kommt, finden wir für alles eine Ausrede, ein Totschlagargument oder agieren eben doch aus besagter Zögerlichkeit heraus.

Meine Utopie für eine zukunftsfähige Gesellschaft

Ich gebe zu, es mag sehr abgedroschen klingen und ich stelle vieles weitaus pessimistischer dar als es in Wahrheit ist. Jedoch sind es Beobachtungen, die mir extrem aufgefallen sind und gegen die ich immer wieder selbst anrennen oder innerlich gegen ankämpfen muss. Aus meiner Sicht passt in diesem Jahrhundert vieles nicht mehr zusammen, sodass die Sinn-Frage wie das Schwert des Damokles über unseren Köpfen schwebt.

Ich habe insgeheim darauf gehofft, dass die Krise mehr in uns auslöst, uns aufwachen lässt, vor allem alles was in Zusammenhang mit der „Ressource Mensch“ in unserem Wirtschaftssystem steht. Anstatt mit adäquaten Reformen eine neue Ära einzuleiten, die mit Konsequenz und Weitblick ausgerichtet sind, verfallen wir in einen Modus der LethargieEs spielt uns dabei umso mehr in die Karten, dass viele politische Konzepte altbewährt sind, behaupte aber, dass sie bei weitem nicht mehr der heutigen Zeit entsprechen und an dem Bedarf der Menschen vorbeigehen. Mir kommt es so vor, als ob es auf vielen Ebenen ein Flickenteppich wäre, der kaum einer mehr durchschauen und anrühren mag, weil man sich ja die Finger verbrennen könnte. Das böse Erwachen kommt erst dann, wenn man mal selbst in eine solche (Schief-)Lage gerät. Aber so lange es einem gut geht, wird nichts passieren.

Es wäre, gerade aus Sicht der jungen Generation, schön, wenn sich eklatante Systemfehler und Schwachstellen beheben ließen und sich endlich mal darum gekümmert wird, Einigkeit zwischen Generationen und Parteien herzustellen. Das würde mir definitiv Mut und Lust für die Zukunft machen. Es braucht einfach bessere und fairere Rahmenbedingungen, die aber ausschließlich vom „Gesetzgeber“ auferlegt bzw. eingefordert werden können. Solange man die Entscheidungsfreiheit profitorientierten Wirtschaftsunternehmen überlasst, muss man davon ausgehen, dass diese schamlos, und zu deren Gunsten, ausgenutzt wird.

 

Es sollte heißen: Wenn du arbeiten gehst, dann geht es dir gut.

Man könnte vorschnell auf die Idee kommen, dass es an mir legen könnte und ich mir mit solchen Gedanken selbst im Weg stehe. Mag sein, muss aber nicht sein. 😉 Ja, sich darüber aufzuregen ist Lebenszeitverschwendung. Die Sachlage aber zu bewerten und sich entsprechend zu positionieren nicht. In diesen Zeilen schwingt eine Menge persönliche Enttäuschung und Wut mit. Ich fände es aber falsch, wenn ich mich nicht ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen würde und offen darüber reden könnte. Es ist immer eine Bestandsaufnahme, und was noch nicht ist, kann ja bekanntlich noch werden. Mich stört mehr das „auf der Stelle treten“, aber vielleicht muss ich dahingehend lernen weiter Geduld aufzubringen.

Zur Klarstellung, ich bezwecke mit dem Artikel nicht die Schuld bei anderen zu suchen, sondern darauf aufmerksam zu machen, dass gerade unsere Generation aufpassen sollte, wie viel unter dem Vorwand fröhlicher Glaubenssätze bewusst unter den Teppich gekehrt wird oder unter dem Deckmantel einer „sinnhaften“ Arbeit verschwindet. Die Schuld immer bei sich zu suchen, halte ich aber auch für falsch.

Ich betone, dass ich extrem dankbar für den Weg bin, den ich bis hierhin zurücklegen durfte – auch die Möglichkeiten, die mir gegeben wurden und die ich für mich genutzt habe. Nichts ist selbstverständlich. Aus persönlicher Sicht wird es ein entscheidender Faktor sein, ob sich das Blatt für mich zum Besseren wendet bzw. ob ich eines besseren belehrt werde, überzeugt mich also gerne vom Gegenteil und teilt mir eure Meinung mit. Letzten Endes fährt man damit eh besser, die Gestaltung seines eigenen Lebenswegs in die eigene Hand zu nehmen, soweit es einem möglich ist. Verlassen auf die Politik sollte man sich ohnehin nicht… 

 

Wie schätzt ihr die Situation ein? Wie sind eure Erfahrungen?

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